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Klimaschutz Redebeitrag

Globaler Klimastreik 19.03. – #AlleFür1Komma5

System change – not Climate change!

Am 19. März 2021 hielten wir in Lüneburg, im Rahmen des zweiten Globalen Klimastreiks von Fridays for Future, den folgenden Redebeitrag:

Hallo, wir sind die Antifaschistische Jugend Lüneburg und freuen uns heute hier einen Redebeitrag halten zu können.

Auch für uns als antifaschistische Jugendgruppe ist das weltweite Artensterben, der steigende Meeresspiegel oder immer neue Hitzewellen eine der größten Bedrohungen unserer Zeit. Gerade deshalb ist es für uns wichtig, die dazu geführten Kämpfe gemeinsam zu führen, um den Druck auf die Herrschenden weiter zu erhöhen. Denn trotz vieler Willensbekundungen aus fast allen politischen Parteien und Regierungen hat sich bisher wenig getan. Die Bedrohungslage spitzt sich weiter zu und sorgt für düstere Zukunftsprognosen, dass sich nämlich unser aller Leben weltweit stark verändern wird, wenn wir nicht endlich entschlossen reagieren.

Handlungsbedarf besteht daher jetzt!

Der Kapitalismus als herrschende Wirtschafts- und Gesellschaftsform unserer Zeit kann die menschlichen Bedürfnisse und die unserer Umwelt nicht decken

Wie alle sozialen Kämpfe, ist auch der Kampf gegen den Klimawandel ein vielschichtiger, den wir nur vereint gewinnen können. Die Zeit der theoretischen Ansätze ist vorbei. Es ist der Zeitpunkt gekommen diese umzusetzen, um tatsächliche Veränderungen zu bewirken. Jede Person kann und sollte etwas tun, denn es geht um unsere Zukunft. Es gibt keinen zweiten Planeten und eine Rettung der Erde kann und wird der Markt, wie von manchen Parteien gefordert, nicht lösen. Im Gegenteil: Der Kapitalismus als herrschende Wirtschafts- und Gesellschaftsform unserer Zeit kann die menschlichen Bedürfnisse und die unserer Umwelt nicht decken. Die Privatisierung von staatlicher Infrastruktur wie Krankenhäusern oder Energiekonzernen und die dauerhaften Konkurrenzverhältnisse stehen dem im Weg.

Das Streben nach immer höheren Profiten geht einher mit einem immer höheren Ressourcenverbrauch. Damit aber auch mit einer immer höheren Umweltbelastung und -zerstörung. Solange die kapitalistische Produktionsweise weiter Waren für den Profit herstellt, kann ein Erreichen der Klimaziele nicht stattfinden! Konsequenter Klima- und Umweltschutz kann nur mit einer Industrie funktionieren, die bedarfsorientiert produziert! Der Kapitalismus hat kein Problem – der Kapitalismus ist das Problem!

Außerdem stellen sich bei solch einer Vielschichtigkeit die Fragen: Was kann ich tun? Und Wo fange ich an? Die Möglichkeiten sich einzubringen beginnen direkt bei einem selbst und vor der Haustür. Konkrete Beispiele sind z.B. die Vio Brunnen und die Schweinezuchtanlage in Ellringen, welche momentan von einer Kapazität von 1.000 auf 7.000 Schweinen erweitert wird. Zum Glück haben bereits Bürger:innen- Initiativen den Protest gegen diese Vorhaben aufgenommen und freuen sich sicherlich über Unterstützung.

Beide Projekte haben gemeinsam, dass sie aufgrund kapitalistischer Interessen, entgegen sämtliche Umweltbestimmungen, durchgepeitscht werden.

Um ihren dritten Brunnen für VIO zu rechtfertigen, bohrt Coca-Cola momentan testweise zwischen Reppenstedt und Vögelsen. Dabei ignoriert der Konzern den hier sinkenden Grundwasserspiegel, welcher ohnehin schon durch trockene Sommer seit Jahren zu niedrig ist. All dies, um das Menschenrecht auf Wasser zu privatisieren und unnötiges Flaschenwasser zu verkaufen, welches nicht nur überteuert ist, sondern durch die Flaschen auch noch Unmengen an Plastikmüll produziert.

Die BHZP wiederum züchtet Schweine für die Massentierhaltung und ignoriert für den Profit Umweltschutzbestimmungen bei der Bau-Erweiterung. Einerseits ist die Massentierhaltung generell schlecht für das Klima durch den Wasserverbrauch und Vergiftung, der Seuchenausbreitung und CO2-Bilanz und andererseits befindet sich der Standort Ellringen in einem Naturschutzgebiet. Zusätzlich gibt der Betrieb auch nicht bekannt wie viel Wasser für das Vorhaben gebraucht wird und verfolgt laut protestierenden Anwohner*innen eine Einschüchterungskampagne.

Enteignung dient der Vergesellschaftung der Produktionsmittel und damit dem Wohle Aller

Diese beiden lokalen Beispiele zeigen, dass kapitalistische Interessen über dem Klimaschutz stehen. Zwar wird immer wieder von der Politik gefordert „etwas zu unternehmen“, jedoch ist dies ein Kampf, in dem wir uns nicht auf Parteien verlassen können. Diese gehen nicht etwa naiv mit dem Thema um, sondern sind eng mit den wirtschaftlichen Interessen der agierenden Konzerne verwoben und damit Teil des Problems. Wieder einmal zeigt sich, dass Profit und Machterhalt vor notwendigem Handeln stehen.

Ein Lösungsansatz bestünde darin die Konzerne zu enteignen und zu vergesellschaften. Enteignung dient der Vergesellschaftung der Produktionsmittel und damit dem Wohle Aller. So hätte die Enteignung von RWE im Hambacher Forst oder von Uniper rund um Datteln 4 dazu geführt, das demokratische Kontrolle über diese Vorhaben erlangt worden wäre, was wiederum wahrscheinlich zu einem sofortigen Stopp der Arbeiten geführt hätte. Enteignungen sind dabei mitnichten eine so radikale Forderung, wie es zunächst scheint: Allein in den letzten vier Jahren wurden über 500 Enteignungsverfahren geführt – allesamt zum Zwecke des Straßenbaus! Auch das Bundesberggesetz beinhaltet die Möglichkeit der Enteignung zugunsten des Kohlebaus. Enteignungen stehen also auf der Tagesordnung der Politik, allerdings nur für Profite und das Wohl der Konzerne – warum nicht mal für das Wohl der Menschen?!

Die Klimafrage ist nicht ohne die Klassenfrage beantwortbar

Zudem müssen wir mehr dahingehend arbeiten das Klimaschutz für alle möglich und machbar ist und unsere Privilegien innerhalb unserer Kritik hinterfragen.

Nicht jede Person kann es sich leisten, im teuren Biomarkt oder sich fair produzierte Kleidung zu kaufen. Konsumkritik verfehlt und individualisiert daher die Kritik am Kapitalismus und schließt gleichzeitig die am stärksten Betroffenen aus, weil eine ökologisch korrekte Lebensweise ein gewisses Kapital voraussetzt und kann daher nicht die passende Antwort auf die Klimakrise sein. Die Klimafrage ist somit nicht ohne die Klassenfrage beantwortbar.

Wir fordern einen Kampf gegen die Klimakrise, der alle einbezieht und wollen die Wohlstandsblasen der wenigen Privilegierten zerplatzen lassen.

Der Kampf gegen die Klimakrise geht uns alle an!

Organisiert euch, werdet aktiv und seid kreativ – Klimagerechtigkeit statt Kapitalismus!