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Feminismus Redebeitrag

Feministischer 8. März – Schule, Jugend und Geschlecht

FLINTA*-Streik – Die Krise steckt im System!

Am 07. März 2021 hielten wir den folgenden Redebeitrag auf der feministischen 8. März Demo in Lüneburg:

In dem Beitrag wird Diskriminierung gegen FLINTA* Personen thematisiert und beschrieben. Das kann retraumatisierend und triggernd wirken.

Der 8.März ist Frauen*Kampftag.
Dieser Tag ist für alle FLINTA* ein Aufruf zu streiken und auf den leider immer noch notwendigen, mehrfrontigen Kampf gegen das Patriarchat und die damit verbundenen antifeministischen Auswüchse aufmerksam zu machen.
Wir als Jugend müssen uns entschlossen gegen jegliche Formen von patriarchaler Gewalt stellen. Sie zu reproduzieren heißt sie zu dulden und somit fortleben zu lassen.
Jedes Jahr besuchen ungefähr 10.344 Schüler*innen allgemeinbildende Schulen im Kreis Lüneburg. Hinter dieser Zahl stehen Menschen wie Du und Ich. Jede*r von uns kennt die geschaffene Lebensrealität: Das kleine und überschaubare Umfeld der Grundschule, auf welches die größeren und oftmals zukunftsbestimmenden, weiterführenden Schulen folgen.

Geschlechter- und Sexualitätsstereotype werden laufend im Unterricht reproduziert

Doch die Schule ist keineswegs ein Idyll. Geschlechter- und Sexualitätsstereotype werden hier laufend im Unterricht reproduziert. Oft schallen unüberlegte Sprüche und Beleidigungen wie „Das ist ja gay!“ durch die Gänge und werden verewigt in Schmierereien.
Doch kommt das nur vom jung, unreflektiert und unwissend sein?
Frühkindliche Prägung fängt bereits bei der Farbe der Baby-Kleidung an, schon von den ersten Lebensjahren an werden klare Rollen in blau und rosa unterteilt.

Ab drei Jahren verinnerlicht das Kind unreflektiert geschlechtsspezifische Bilder aufgrund von Spielpräferenzen. Unterstützt wird dieser Prozess durch die Spielzeugindustrie, die das Schema nutzt, um ein Spielzeug für den Jungen und eins für das Mädchen zu verkaufen, um so den größten Profit zu erzielen.
Schon mit sieben Jahren haben Kinder gelernt, was von ihnen gesellschaftlich erwartet wird und definieren sich meist mit einem der zwei biologischen Geschlechter, welche von der heteronormativen Gesellschaft vorausgesetzt werden. Für Kinder, die sich nicht in diese Zweigeschlechtlichkeit einordnen können ist diese Phase schwieriger.

Auferlegte Rollenbilder und damit verknüpfte Erwartungen sind enorm belastend

Es gibt nicht nur wenig Aufklärung über Gender-Diversität im Unterricht, sondern auch der Schulalltag ist nach zwei Geschlechtern aufgeteilt: so sind es Jungen- oder Mädchentoiletten und bei Sportleistungen gibt es einen Bewertungsbogen für Mädchen und einen anderen für Jungs. Diese Strukturen sind mitsamt ihren Erwartungen ein Beweis für eine von der Mehrheitsgesellschaft diktierte und auferlegte Heteronormativität.

Unter dem Patriarchat leiden jedoch nicht nur FLINTA*s, denn auferlegte Rollenbilder und die damit verknüpften Erwartungen an das Frau- bzw. Mann-Sein sind enorm belastend und einschränkend für alle. Doch die Reflektion über gesellschaftliche Prägungen findet, wenn überhaupt, erst spät statt, da diese kaum hinterfragt werden.

Im jugendlichen Alter finden wichtige Prozesse statt, welche das spätere Leben entscheidend prägen.
„Wer bin ich?“, „Wer möchte ich sein?“
Statt eine solidarische Gesellschaft zu schaffen, in der jede Person ihren Platz findet, unterstützt die Schule durch Reproduktion und Wegsehen eine diskriminierende Mehrheitsgesellschaft.

Für FLINTA* und queere cis-Dudes wird die Schule oder der Ausbildungsbetrieb gerne mal zur Hölle. Alltagsdiskriminierung und direkte Anfeindungen gehören zur Lebensrealität vieler Jugendlicher, was zu körperlichen Angriffen, psychischen Problemen und im schlimmsten Fall zum Suizid führen kann.

Schule, als bildende Institution in unserer Gesellschaft, sollte die direkte Aufgabe haben, über Gender-Identitäten aufzuklären und Kinder von Grund auf für diese zu sensibilisieren. Zudem sollte sie nicht das heteronormative Gesellschaftsbild und die damit verbundenen patriarchalen Strukturen reproduzieren, wie es derzeit noch geschieht.

Aufgrund dieses Versagens ist unsere aktive Solidarität, Offenheit und Aufklärung gegenüber Gender-Diversität vor allem in unseren Schulen notwendig. Lasst uns die Schulen für jede*n unserer Mitschüler*innen zu einem sicheren Ort machen und die aktuellen Zustände und gesellschaftlichen heteronormativen Erwartungen mit den Füßen treten!

Gegen das Schulsystem, Staat und Patriarchat!
Für eine solidarische und befreite Gesellschaft!


Feministischer 8. März Lüneburg